TYPO3 Camp Mitteldeutschland 2025

Technologie | Veranstaltungen

Das TYPO3 Camp Mitteldeutschland ist eine ausgezeichnete Gelegenheit zum gegenseitigen Updaten und Austauschen, der die lokale TYPO3-Community jedes Jahr ungeduldig entgegenfiebert. Für 2025 hat sich das Organisationsteam zwei Neuerungen einfallen lassen: Nach einer langen Reihe von Terminen in Dresden fand das Event diesmal im thüringischen Jena statt und startete erstmals mit einem Anwendertag, der sich speziell an Kunden und Redakteurinnen und Redakteure richtete. Wir waren zahlreich vor Ort und stellen Ihnen hier unsere Highlights aus Bereichen wie Barrierefreiheit, KI und Cyber Security vor.

Zertifizierungen & Cyber Security

Der erste Tag brachte gleich 4 gute Nachrichten, denn die auf TYPO3 Camps übliche Zertifizierungsrunde ergab: Je zwei von uns dürfen sich nun stolz TYPO3 Editor bzw. TYPO3 Developer nennen und wir freuen uns schon darauf, diesen Know-how-Boost in die nächsten Projekte fließen zu lassen!

Für den Anwendertag möchten wir noch den Vortrag von Ralf Zimmermann von dreistrom.land und Carlos Meyer von davitec erwähnen. Ralf gab einen Überblick über IT-Sicherheitslücken, die in letzter Zeit einige Aufmerksamkeit erregt haben. Er erklärte, dass man nicht immer im Fadenkreuz eines Hackerangriffs steht, auch wenn es sich so anfühlen mag. Oftmals gerate man nur ins Visier, weil auf diese Weise versucht werde, an die eigentliche Zielperson heranzukommen. Sein Rat: keine biometrischen Merkmale wie TouchID und FaceID zu nutzen, da diese schnell überall im Netz verbreitet seien und aus Fotos von Fingern beispielsweise schnell ein Fingerabdruck rekonstruiert werden könne. Außerdem sollten Unternehmen ihr Personal regelmäßig professionell schulen, denn nur so werde das Achten auf Sicherheit zur Gewohnheit.

In seinem Teil des Vortrags sprach Carlos über typische Sicherheitsherausforderungen mit TYPO3 und stellte Best Practices für den Umgang damit vor. Hervorheben möchten wir hier die rollenbasierte Zugriffskontrolle, bei der jede Person nur über die minimalen Rechte verfügt, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben benötigt.

Barrierefreiheit: von Menschen für Menschen

Vor dem Hintergrund der bald in Kraft tretenden gesetzlichen Regelungen darf das Thema digitale Barrierefreiheit auf einem Event wie dem TYPO3 Camp Mitteldeutschland natürlich nicht fehlen. Hierzu gab es gleich zwei spannende Vorträge über das maschinelle Testen von Websites nach Barrierefreiheitskriterien.

Der erste hieß “Manuelles Testen – Weil Menschen keine Maschinen sind“ und brachte damit schon im Titel das Fazit zum Ausdruck, dass der Einsatz eines Prüftools allein nicht ausreicht. Kriterien wie kontrastreiche Effekte und die Sinnhaftigkeit bei Alternativtexten seien derzeit noch nicht zu 100 % maschinell prüfbar und bedürften des genauen Blicks von geschulten Menschen.

Im zweiten Vortrag wurde die Prüfsoftware Eye-Able Audit vorgestellt, die eine Person durch einen geführten Test leitet und damit die Einhaltung der maschinell nicht testbaren Kriterien sicherstellt. Die Anwendung verfügt zudem über einen integrierten KI-Assistenten, der Fragen zur Barrierefreiheit beantwortet, Lösungsvorschläge anbietet und Alternativtexte aus Bildern generiert. Derzeit sei auch ein Widget in Planung, um Eye-Able direkt in TYPO3 einzubinden.

Sehr positiv bewerten wir die Abgrenzung des Entwicklers zum Overlay-Tool Eye-Able Assist. Es handle sich hierbei nur um ein Hilfsmittel für technisch weniger versierte Benutzerinnen und Benutzer einer Website, die nicht wissen, wie sie beispielsweise Schriftgrößen im Browser verändern können. Wir teilen dabei die Aussage: „Eye-Able Assist allein kann keine Website barrierefrei machen“, da wir in unserem Agenturalltag immer wieder mit entsprechenden Fragen konfrontiert werden. 

TYPO3 Extensions

Die Community ist beständig dabei, den Pool an Funktionen und Tools für TYPO3 zu erweitern, um die Arbeit mit dem Open Source CMS einfacher und effizienter zu gestalten. Events wie das TYPO3 Camp Mitteldeutschland dienen daher auch immer dazu, die neuesten der sogenannten Extensions vorzustellen bzw. Tipps zur Entwicklung dieser weiterzugeben. Es folgen unsere thematischen Highlights:

Rico Schlüppel, Geschäftsführer beim IT-Dienstleister Davitec, präsentierte den Prototypen eines Chat-Assistenten für das TYPO3 Backend, der bei der Contenterstellung helfen soll. In diesem können Zielgruppen, Tonalität, Formatierung und weitere Prompts nach einmaliger Konfigurierung jederzeit wiederverwendet werden, um schnell konsistente Ergebnisse zu produzieren. Darüber hinaus wurde ein Ampelsystem umgesetzt, das konkrete Seiten im Backend markiert, wenn diese aus Sicht der KI noch überarbeitet werden müssen, etwa wenn die Inhalte noch nicht auf die Zielgruppe passen -  ein Plus in Sachen Effizienz für Redakteurinnen und Redakteure. Im Gegensatz zur TYPO3 AI Suite, die eine systemweite KI-Integration bietet, steht hier die reine Contenterstellung im Mittelpunkt und macht die Extension geeignet für User, die den Fokus nur darauf legen möchten.

Konrad Michalik von der Agentur XIMA stellte Content Planner vor, eine Extension zur Dokumentation von redaktionellem Fortschritt, etwa bei der manuellen Migration von Inhalten. Mit der Extension kann jeder Seite ein vorher definierter Status zugewiesen werden, der gut sichtbar farbig hervorgehoben wird. Außerdem erlaubt Content Planner Seiten bestimmten Usern zuzuweisen, diese mit Kommentaren zu versehen und sich über Dashboard-Widgets  den gesamten Bearbeitungsfortschritt aller Seitenanzeigen zu lassen. Aus unserer Sicht ist Content Planner sowohl bei einem Relaunch als auch im laufenden Betrieb ein sehr nützliches Werkzeug für die Organisation der Redaktion.

Einen interessanten Projekteinblick bekamen die webits im Vortrag von Patrick Broens, der zahlreiche Websites niederländischer Gemeinden realisiert hat. Hierfür wurde eine große Architektur mit einem einzigen TYPO3 Core geschaffen, der einen großen Pool an Komponenten enthält, aus dem die Gemeinden je nach Anforderungen an ihre Website auswählen können. Die Komponenten lassen sich auf Wunsch optisch anpassen, sodass ein schablonenartiger Eindruck vermieden wird und jede Gemeinde ihre Identität durch ein eigenes Design unterstreichen kann. Für die gesamte Architektur haben Patrick und sein Team etwa 100 eigene TYPO3 Extensions entwickelt, damit man im schlimmsten Fall nicht dadurch blockiert werde, wenn eine externe Extension in der Weiterentwicklung mal nicht hinterherkommt.

Insgesamt biete der Ansatz den Vorteil, dass keine Abhängigkeitskonflikte zwischen verschiedenen Bestandteilen entstehen und eine hohe Konsistenz über viele Seiten hinweg sichergestellt werden könne. Außerdem sei es einfach, das gesamte System zu updaten und eine neue TYPO3-Version zu implementieren. Als Nachteil nannte Patrick die sehr hohe Komplexität, die das Arbeiten an der Codebasis verlangsame, weil hierfür stets eine große Menge an Daten geladen werden muss.  Wie so oft bleibe es auch bei dieser Lösung nicht aus, dass jeder Vorteil auch Probleme in sich berge, die individuell bewertet werden müssen.

 

Unser TYPO3 Camp Mitteldeutschland 2025

Wir haben ein sehr gut besuchtes Camp mit vollen Sessions und sympathischen Speakern erlebt. Es ist immer wieder schön zu erleben, wie der Funke überspringt, wenn Vortragende Spaß auf der Bühne haben und Leidenschaft für ihr Thema empfinden. So vorgetragen, bleiben Inhalte auch besser in den Köpfen des Publikums.

Besonders gut gefallen hat uns in diesem Jahr der Anwendertag.  Ein Format, das auch Kunden und Personen anspricht, die TYPO3 hauptsächlich redaktionell nutzen, ist eine wertvolle Bereicherung des Camps. Denn die TYPO3-Community besteht am Ende nicht nur aus Entwicklerinnen und Entwicklern, sondern aus allen, die das Open Source CMS nutzen und auf ihre Weise voranbringen.

Wir sind sehr gespannt auf das nächste TYPO3 Camp Mitteldeutschland und werden auf jeden Fall wieder mit dabei sein!