Das Ende von Universal Analytics - Empfehlungen & Alternativen
Mit der Ankündigung, Google Analytics in der Version Universal Analytics im Sommer 2023 einzustellen, hat Google für viel Aufregung gesorgt. Die etablierte und kostenlose Trackinglösung Google Analytics hat sich, nicht erst seit der Einführung von Universal Analytics im Jahr 2015, zum Quasi-Standard für Webanalyse entwickelt und wird weltweit auf unzähligen Webseiten eingesetzt.
Im Oktober 2020 hat Google den Nachfolger von Universal Analytics, Google Analytics 4 (GA4) vorgestellt. Dieser unterscheidet sich allerdings in Datenmodell und Benutzeroberfläche entscheidend vom Vorgänger Universal Analytics. Eine Umstellung auf Google Analytics 4 kann also durchaus herausfordernd sein. Zudem steht Google Analytics immer stärker wegen unzureichendem Datenschutz in der Kritik.In unserem Artikel informieren wir Sie daher über die folgenden Themen:
- Woran erkenne ich, ob ich Universal Analytics oder Google Analytics 4 einsetze?
- Was bedeutet die Einstellung von Universal Analytics konkret?
- Was sollte jetzt getan werden?
- Google Analytics und der Datenschutz
- Google Analytics und die Datenqualität
- Was sind Alternativen zu Google Analytics?
- Google Analytics Alternativen - Unsere Empfehlung
Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar. Bei Fragen zur Datenschutzkonformität der hier vorgestellten Lösungen wenden Sie sich bitte an Ihren Rechtsbeistand oder Ihren Datenschutzbeauftragten.
Woran erkenne ich, ob ich Universal Analytics oder Google Analytics 4 einsetze?
Wenn Sie Ihre Google Analytics Property vor dem 14. Oktober 2020 eingerichtet haben, verwenden Sie wahrscheinlich eine Universal Analytics Property und es besteht Handlungsbedarf. Haben Sie die Google Analytics Property nach dem 14. Oktober 2020 eingerichtet, sollten Sie prüfen, ob die Property eine Google Analytics 4 Property ist. Sie können beispielsweise anhand der Property-ID im Google Analytics erkennen, ob es sich um eine Universal Analytics oder eine Google Analytics 4 Property handelt. Während Universal Analytics IDs immer mit dem Präfix "UA-" beginnen, bestehen die IDs von Google Analytics 4 Properties ausschließlich aus Zahlen.
Was bedeutet die Einstellung von Universal Analytics konkret?
Ab dem 1. Juli 2023 verarbeiten Universal Analytics Properties keine Treffer mehr, das heißt die Erhebung von Daten und die Verarbeitung dieser ist mit Universal Analytics nur noch bis zum 30. Juni 2023 möglich. Nach dem 30. Juni 2023 gewährt Google mindestens noch 6 Monate Zeit, um auf die in den Universal Analytics Properties erfassten Daten zuzugreifen. Danach ist kein Zugriff mehr auf diese Daten möglich und diese unwiederbringlich verloren. Das genaue Datum, bis wann ein Zugriff auf die Universal Analytics Daten möglich sein wird, hat Google noch nicht bekanntgegeben.
Was sollte jetzt getan werden?
Sollten Sie bisher ausschließlich Universal Analytics für Ihr Tracking einsetzen, empfehlen wir dringend, so schnell wie möglich zusätzlich zur bestehenden Universal Property eine Google Analytics 4 Property einzurichten, diese in Ihre Webseite einzubinden und so bereits Daten mit der neuen Version von Google Analytics zu sammeln.
Google Analytics und der Datenschutz
Nach den Entscheidungen der österreichischen Datenschutzbehörde im Januar 2022 und der französischen Datenschutzbehörde CNIL im Februar 2022, den Einsatz von Google Analytics für rechtswidrig zu erklären, ist es möglich, dass sich zukünftig auch deutsche Datenschutzbehörden ähnlich positionieren und den Einsatz von Google Analytics für rechtswidrig erklären werden. Die Datenschützer kritisieren dabei vor allem die Übertragung personenbezogener Daten in ein unsicheres Drittland, im Fall von Google Analytics die USA, in dem diese Daten nicht ausreichend vor Zugriff, beispielsweise von Sicherheitsbehörden, geschützt sind. Obwohl Google bereits Anpassungen angekündigt hat, um Google Analytics besser an geltende Datenschutzanforderungen anzupassen, ist es unsicher, ob kurz- bzw. mittelfristig eine vollumfänglich DSGVO-konforme Lösung für dieses Problem durch Google präsentiert wird.
Google Analytics und die Datenqualität
Neben den Problemen bezüglich des Datenschutzes steht Google Analytics auch immer wieder wegen der Datenqualität und damit einhergehender mangelhafter Aussagekraft der Daten in der Diskussion.
Datenverluste durch Tracking Prevention
Browser-Features wie "Intelligent Tracking Prevention" (ITP) bei Safari, "Enhanced Tracking Protection" (ETP) bei Firefox oder die im Edge integtrierte Tracking Prevention unterbinden den Einsatz von Third-Party-Cookies, begrenzen die Laufzeit von bestimmten First-Party-Cookies oder Verhindern die Ausführung von Tracking-Skripten sogar komplett. Damit wird entweder die (Wieder)-Erkennung von Nutzern erschwert bzw. verhindert oder ein Tracking sogar komplett unterbunden.
Datenverluste durch Adblocker
Ca. 33% der Nutzer in Deutschland nutzen sogenannte Adblocker. Neben dem Verhindern der Einblendung von unerwünschter Werbung unterbinden diese häufig auch das Tracking, indem beispielsweise die Ausführung von Ressourcen unterbunden wird, die bestimmte Schlüsselworte enthalten.
Datenverluste durch fehlende Zustimmung
Damit Google Analytics rechtskonform eingesetzt werden darf, ist zuvor die Zustimmung (Consent) des Nutzers einzuholen. Liegt diese nicht vor, darf kein Tracking erfolgen und es können keine Daten erhoben werden. Interne Tests zeigen, dass bis zu 80% der Nutzer Ihre Zustimmung zum Tracking nicht erteilen. Die Anzahl der erfassten Datenpunkte einer zu Google Analytics parallel betriebenen Trackinglösung in einem nicht zustimmungspflichtigen Setup ist daher bis zu fünffach höher.
Damit Tracking keiner Zustimmung bedarf, sind übrigens im Wesentlichen die folgenden Kriterien maßgeblich:
- Berechtigtes Interesse an der Datenerhebung, um beispielsweise die eigene Webseite zu optimieren.
- Es erfolgt keine Weitergabe der Daten an Dritte.
- Es werden keine Cookies für das Tracking eingesetzt.
Verminderte Datenqualität durch Data Sampling
Zusätzlich zu den Datenverlusten durch Tracking Prevention, Adblocker oder fehlende Zustimmung des Nutzers zum Tracking beeinflusst Data Sampling die Datenqualität bei Google Analytics negativ. Beim Data Sampling reduziert Google Analytics die untersuchte Datenmenge immer dann, wenn die Datenmenge bestimmte Schwellenwerte überschreitet oder die Komplexität des Berichtes aufgrund von Filtern und Segmentierungen oder der Kombination dieser Faktoren einen gewissen Grad übersteigt.
Zusammenfassung
Von Entwicklungen wie ITP oder ETP zur Tracking Prevention wird die Datenqualität aller Trackinglösungen mehr oder minder stark beeinflusst. Verglichen zu Google Analytics verhalten sich Adblocker gegenüber DSGVO-konformen Trackinglösungen teilweise weniger strikt, erlauben diese den Betrieb über eine eigene Subdomain, wirkt sich das zusätzlich positiv aus. Den größten Vorteil in Hinblick auf die Datenqualität bringen allerdings Trackinglösungen, die auch ohne Zustimmung des Nutzers DSGVO-konform eingesetzt werden können, denn dann können diese auch hybrid eingesetzt werden. Bei vorliegender Zustimmung erfolgt das Tracking mit dem Einsatz von Cookies, liegt keine Zustimmung vor, werden trotzdem Daten erhoben, allerdings auf den Einsatz von Cookies verzichtet.
Was sind Alternativen zu Google Analytics?
Die im Folgenden vorgestellten Trackinglösungen sind aus unserer Sicht mögliche Alternativen zu Google Analytics, zudem DSGVO-konform und unter Umständen sogar ohne Consent einsetzbar.
Einige der hier vorgestellten Alternativen zu Google Analytics bieten zudem die Möglichkeit des Imports von erhobenen Google Analytics Daten und damit quasi einen nahtlosen Umstieg auf eine neue Trackinglösung.
Matomo
Mit einem Marktanteil von knapp 15% ist Matomo , bis 2018 als Piwik bekannt, nach Google Analytics die in Deutschland am weitesten verbreitete Webanalyse-Lösung. Matomo kann sowohl auf einem eigenen Server oder in der Matomo Cloud betrieben werden. Beide Versionen können sowohl mit als auch ohne den Einsatz von Cookies eingesetzt werden, wobei ein Einsatz ohne Cookies den Analysegrad einschränkt.Matomo On-Premise
Mit der Möglichkeit Matomo On-Premise auf einem eigenen Server zu installieren, erlangt man die volle Kontrolle über die erhobenen Daten und schließt eine Übertragung dieser an Dritte aus. Ein berechtigtes Interesse kann zudem von der Consent-Pflicht für Matomo befreien. Matomo On-Premise kann kostenlos installiert werden, einige Plugins und Services sind allerdings kostenpflichtig. Außerdem erzeugen Betrieb und Wartung des Servers zusätzliche Kosten.
Vorteile:
+ kostenloser Betrieb möglich
+ DSGVO-konformer Betrieb möglich
+ unter Umständen kein Consent notwendig
+ Einsatz ohne Cookies möglich
+ Import von Google Analytics Daten möglich
+ Datenexport via CSV, JSON, XML, RSS, HTML, PDF
+ API verfügbar
+ UTM-Tracking möglich
+ Event-Tracking möglich
+ eigener Tag Manager
Nachteile:
- beschränkter Funktionsumfang
- Segmente sind nicht in Echtzeit verfügbar, sondern müssen berechnet werden
- Installation auf eigenem Server erfordert besonderes Know How
- Mehraufwand für Wartung, Updates & Backups
- z.B. für Plug-Ins können Kosten entstehen
Matomo Cloud
Matomo Cloud steht, ähnlich wie beispielsweise Google Analytics, als Software-as-a-Service auf einem externen Server zur Verfügung. Da sich aber der Serverstandort von Matomo Cloud für Europa in Frankfurt befindet, findet im Gegensatz zu Google Analytics keine Verarbeitung personenbezogener Daten außerhalb der EU statt.
Mit zusätzlichen Funktionen wie beispielsweise A/B-Tests, Heatmaps oder Session Recordings ist der Funktionsumfang von Matomo Cloud umfangreicher als der von Matomo On-Premise. Im Gegensatz zu Matomo On-Premise kann Matomo Cloud allerdings nicht kostenfrei betrieben werden. Die Preise sind abhängig vom monatlichen Traffic und beginnen ab 19 € pro Monat.
Vorteile:
+ umfangreicher Funktionsumfang
+ DSGVO-konformer Betrieb möglich
+ unter Umständen kein Consent notwendig
+ Einsatz ohne Cookies möglich
+ Import von Google Analytics Daten möglich
+ Datenexport via CSV, JSON, XML, RSS, HTML, PDF
+ API verfügbar
+ UTM-Tracking möglich
+ Event-Tracking möglich
+ eigener Tag Manager
Nachteile:
- kostenpflichtig
etracker
Die Web-Analyse-Software des Hamburger Unternehmens etracker wird höchsten Datenschutz-Ansprüchen gerecht und genießt deswegen, wie auch Matomo, das Vertrauen vieler Unternehmen aller Größen und Branchen. Wie Matomo wirbt auch etracker damit, ohne Consent eingesetzt werden zu können und auf den Einsatz von Cookies zu verzichten. Ein interessantes Feature von etracker ist der mögliche Upload von erzielten Conversions zu Google Ads, was eine Steuerung der Kampagnen auf Conversion-Basis ermöglicht. etracker wird in den Versionen Basic, Pro und Enterprise angeboten und ist kostenpflichtig. Der Preis ist abhängig von der Version und des Traffics und beginnt ab 9 € pro Monat.
Vorteile:
+ umfangreicher Funktionsumfang
+ DSGVO-konformer Betrieb möglich
+ Einsatz ohne Cookies möglich
+ unter Umständen kein Consent notwendig
+ Datenexport via CSV, XML, XLS, PDF
+ API verfügbar
+ UTM-Tracking möglich
+ Event-Tracking möglich
+ Upload von Conversions zu Google Ads möglich
Nachteile:
- kostenpflichtig
- keine individuellen Segmente möglich
- kein Import von Google Analytics Daten möglich
- kein eigener Tag-Manager
Fathom
Fathom, mit Firmensitz in Kanada, kann als "Fathom Lite" auf einem eigenen Server betrieben oder in der Pro-Version in der Cloud genutzt werden und bezeichnet sich selbst als "leichtgewichtige Alternative zu Google Analytics". Im Gegensatz zur kostenlosen Lite-Version, setzt die Pro-Version keine Cookies ein und hat einen umfangreicheren Funktionsumfang. Der gesamte EU-Traffic läuft zunächst über Server in Deutschland, wo dieser anonymisiert wird, bevor er auf US-Servern weiterverarbeitet und gespeichert wird. Damit ist der Einsatz von Fathom laut eigener Aussage DSGVO-konform und benötigt keinen Consent, berechtigtes Interesse vorausgesetzt. Verglichen mit Matomo oder etracker sind die Analysemöglichkeiten bei Fathom auch in der Pro-Version allerdings beschränkt, für einfache Auswertungen jedoch ausreichend. Als zusätzliches Feature bietet Fathom sogenanntes "Uptime Monitoring" an, bei dem Fathom permanent die Erreichbarkeit der Website überwacht. Ist das nicht der Fall, wird man entweder per SMS, Email, Telegram oder Slack benachrichtigt.
Die Preise sind abhängig vom Website-Traffic und beginnen ab 14 USD pro Monat.
Vorteile:
+ DSGVO-konformer Betrieb möglich (Pro)
+ Einsatz ohne Cookies möglich (Pro)
+ unter Umständen kein Consent notwendig
+ kostenlos in der Lite-Version
+ Datenexport via CSV
+ Betrieb über eigene Sub-Domain möglich
Nachteile:
- kostenpflichtig (Pro)
- eingeschränkter Funktionsumfang
- kein Import von Google Analytics Daten möglich
- Expertise zur Installation notwendig (Lite)
Simple Analytics
Simple Analytics aus den Niederlanden besticht vor allem durch seine aufgeräumte Benutzeroberfläche. Der Serverstandort in den Niederlanden und der Verzicht auf Cookies ermöglicht einen DSGVO-konformen Einsatz von Simple Analytics ohne Consent. Zudem kann Simple Analytics in Wordpress, Webflow oder Cloudflare integriert oder mit dem Google Data Studio zur Datenvisualisierung verbunden werden. Ein Import von Google Analytics Daten ist möglich. Simple Analytics ist kostenpflichtig, der günstigste Preis der Starter-Version beträgt 19 € pro Monat.
Vorteile:
+ DSGVO-konformer Betrieb möglich
+ Einsatz ohne Cookies möglich
+ unter Umständen kein Consent notwendig
+ Import von Google Analytics Daten möglich
+ übersichtliche Benutzungsoberfläche
+ Datenexport via CSV
+ API verfügbar
+ UTM-Tracking möglich
+ Event-Tracking möglich
+ Betrieb über eigene Sub-Domain möglich
Nachteile:
- kostenpflichtig
- beschränkter Funktionsumfang
- kein eigener Tag-Manager
Trackboxx
Trackboxx überzeugt ähnlich wie Simple Analytics mit einer aufgeräumten Benutzeroberfläche, die auf den ersten Blick die wichtigsten Kennzahlen zeigt und verspricht DGVO-konformes Tracking "made in Germany", welches auf den Einsatz von Cookies verzichtet. Funktionen wie UTM-Tracking, Conversion-Tracking oder PDF-Reporting in Kombination mit einem granularen und fairen Preismodell machen es zu einer interessanten Google Analytics Alternative.
Vorteile:
+ DSGVO-konformer Betrieb möglich
+ Einsatz ohne Cookies möglich
+ unter Umständen kein Consent notwendig
+ UTM-Tracking möglich
+ Event-Tracking möglich
Nachteile:
- kostenpflichtig
- beschränkter Funktionsumfang
- kein Import von Google Analytics Daten möglich
- eingeschränkter Datenexport
- keine API verfügbar
- kein eigener Tag-Manager
Google Analytics Alternativen - Unsere Empfehlung
Grundsätzlich bedeutet ein Umstieg von Google Analytics auf eine andere Trackinglösung immer einen nicht zu unterschätzenden Aufwand, aber auch eine Investition in die Zukunft. Denn wann Google sich bewegt und die angekündigten Anpassungen für einen verbesserten Datenschutz umsetzt und ob diese dann ausreichen, um Google Analytics DSGVO-konform einsetzen zu können, ist nicht abzusehen.
Für die Vielzahl unserer Kunden sind sicherlich Matomo oder etracker aufgrund der gesteigerten und vergleichbaren Funktionsumfänge empfehlenswerte Alternativen zu Google Analytics. Matomo Cloud ist verglichen mit etracker in der vom Funktionsumfang vergleichbaren Pro-Version bis zu einem Volumen von 2 Mio. Hits pro Monat fast immer die günstigere Lösung und bringt außerdem einen eigenen Tag Manager mit. Ab 5 Mio. Hits pro Monat zeigen jedoch alle etracker-Versionen zum Teil deutliche Preisvorteile gegenüber Matomo Cloud.
Letztendlich sind aber individuelle Trackinganforderungen und verfügbare Budgets entscheidend für die Auswahl einer alternativen Trackinglösung. Sollte für Sie ein Umstieg auf eine Google Analytics Alternative in Frage kommen oder Sie Unterstützung bei der Umstellung auf Google Analytics 4 benötigen, sprechen Sie uns bitte an!