Recap Rails World & EuRuKo 2025

Zwei Ruby-Konferenzen & viele, neue Impulse
Rails World & EuRuKo 2025
Im September standen gleich zwei große Ruby-Events auf dem Programm: Rails World in Amsterdam und die EuRuKo im portugiesischen Viana do Castelo. Von uns waren Johannes auf der Rails World sowie unsere beiden Richards, Sarah und Paul auf der EuRuKo vor Ort – mitgebracht haben sie jede Menge spannenden Input, Denkanstöße und Inspiration.
Rails World 2025 in Amsterdam
Vom 4. bis 5. September fand die dritte Rails World in der historischen „Beurs van Berlage“, der ehemaligen Börse Amsterdams, statt. Rund 800 Teilnehmende aus 62 Ländern kamen zusammen, um sich über die Zukunft von Ruby on Rails auszutauschen. Gleichzeitig zur Opening Keynote von David Heinemeier Hansson (DHH) wurde die Beta-Version von rails 8.1 veröffentlicht, welche ein Ausblick auf die kommenden Features gibt. Die Entwickler von Ruby on Rails nutzten die Bühne der Rails World um diese Neuerungen tiefgehend zu beleuchten.
Hotwire Native & Offline-Modus
Ein Schwerpunkt der Rails World lag auf der Weiterentwicklung von Hotwire Native Apps. Mit Rails 8.1 werden diese erstmals Offline-Funktionalität unterstützen. So können Nutzer Dienste auch dann nutzen, wenn die Verbindung abreißt. Ein wichtiger Schritt, um Rails auch in der Entwicklung von mobilen Anwendungen noch attraktiver zu machen. Rosa Gutiérrez zeigte den steinigen Weg auf, um diese Funktionalitäten zu ermöglichen und Joe Masilotti erklärte die praktische Umsetzung von nativen Apps in Kombination mit rails-Anwendungen.
Resumable Jobs
Ein weiteres Highlight waren die Resumable Jobs, die mit Rails 8.1 eingeführt werden. Hintergrundaufgaben, die bislang oft über Stunden liefen, lassen sich künftig pausieren und fortsetzen. Das macht den Betrieb deutlich stabiler – etwa bei Deployments, die nicht mehr durch lange Jobs blockiert werden. Donal McBreen gewährte in seinem Vortrag einen Einblick in die Funktionalität, welche bereits in Rails 8.1 Einzug halten wird.
Performance & Stabilität
Ein weiterer Schwerpunkt der Rails World waren Optimierung direkt an und mit Ruby on Rails. Austin Story beleuchtete an einem realen Praxisbeispiel, wie mit Rails Anwendungen gebaut werden können, die mit einem extrem hohen Datendurchsatz konfrontiert sind.
Im konkreten Fall konnte nicht nur die Leistung einer vorhanden Anwendungslandschaft gesteigert werden, sondern auch Kosten gesenkt werden.
Aaron Petterson, ebenfalls ein ruby core maintainer, zeigte wie die aktuelle Entwicklung an der Sprache ruby vorangetrieben wird. Er erklärte unter Anderem die Funktionsweise von Ractor. Eine Neue Art und Weise in der man Parallelisierung in ruby ermöglichen kann. Er beschrieb mit großer fachlicher Tiefe die Unterschiede zwischen den bereits vorhandenen Möglichkeiten der Parallelisierung und Ractor. Bisher gilt Ractor allerdings als experimentelles Feature.
Rails-Anwendungen sind bereit für die KI-Revolution
Paweł Strzałkowski begann seinen KI-Talk mit einem Blick zurück an die Anfänge von rails. Er beschrieb das Gefühl wie schnell und einfach es war mit RoR Webanwendungen zu bauen.
Er zeigte wie, Wie einfach es in rails ist, unter Nutzung des Modell Context Protocols (MCP) Anwendungen zu schreiben, die KI-Modellen bzw. Agenten kommunizieren und agieren können.
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Unser Eindruck: Die Rails World 2025 hat gezeigt, dass Rails technisch konsequent weiterentwickelt wird – mit Fokus auf Stabilität, Performance und erweiterte Einsatzszenarien. Besonders die neuen Möglichkeiten für mobile Anwendungen und Hintergrundprozesse dürften in vielen Projekten echten Mehrwert bringen.
EuRuKo 2025 in Viana do Castelo
Nur zwei Wochen später reiste unser Team weiter nach Portugal. Die EuRuKo ist seit jeher ein besonderes Event: von der Community organisiert, jedes Jahr in einer anderen Stadt und mit einem spürbar offenen Austausch.
Opening Keynote von Matz
Yukihiro „Matz“ Matsumoto eröffnete die Konferenz mit einem sehr persönlichen Vortrag über die Freude am Programmieren und die Zukunft von Ruby. Spannend war sein Gedanke, dass Ruby im Kontext von AI an Bedeutung gewinnen könnte – dank der klaren Syntax, die auch für Maschinen leicht lesbar ist. Zugleich betonte er: Wirklich robusten Code erzeugt KI noch nicht, ihr größter Nutzen liegt aktuell in Assistenzfunktionen wie Refactoring oder Dokumentation.
Roasting Code with AI
Besonders eindrucksvoll war der Vortrag von Obie Fernandez. Shopify stellte mit Roast ein Framework für strukturierte AI-Workflows vor, das deterministische Abläufe ermöglicht. Statt unberechenbarer Prompts lassen sich wiederverwendbare Prozesse definieren, die z. B. für Code-Reviews, Log-Analysen oder Data Pipelines genutzt werden können. Ein spannender Ausblick darauf, wie AI im Ruby-Umfeld planbarer und produktiver eingesetzt werden kann.
ReActionView
Mit ReActionView präsentierte Marco Roth eine neue ERB-Engine. ERB ist ein Template-Format, mit dem sich Ruby-Code direkt in HTML einbetten lässt. Die neue Engine bringt verbessertes Tooling, Syntax-Tree-Unterstützung und Debugging-Features und macht es möglich, moderne Frontends wieder stärker in den Rails-Stack einzubinden. Zusammen mit Hotwire könnte ERB so für komplexe UI wieder an Attraktivität gewinnen.
Weitere Sessions
Auch abseits der Hauptvorträge gab es viel Input:
Wie man mit RubyLLM Sprachmodelle anbindet: Die Bibliothek bietet ein einheitliches Interface und macht es einfacher, zwischen verschiedenen Modellen zu wechseln.
Im Talk „Prioritization Justice“ ging es darum, Wartezeiten pro Kunde statt nur pro Job zu betrachten und so Engpässe gerechter zu lösen.
In Workshops und Lightning Talks reichte die Bandbreite von AI-gestützten Tests über neue Ruby-Bibliotheken bis hin zu Community-Initiativen wie der Rubycademy.
Closing Keynote von Eileen Uchitelle
Den Abschluss bildete die Keynote von Eileen Uchitelle. Sie zeigte, dass die gängigen Probleme großer Anwendungen – unübersichtliche Codebasen, fragile Tests, aufwendige Deployments – nicht allein durch eine Auftrennung in Module oder Microservices gelöst werden. Im Gegenteil: Frühe Modularisierung kann mehr schaden als helfen.
Viele Herausforderungen sind weniger technischer Natur, sondern haben mit Organisation und Zusammenarbeit zu tun: Wenn unklar ist, wer für bestimmte Teile einer Anwendung verantwortlich ist, wenn technische Schulden sich über Jahre ansammeln oder wenn unter Zeitdruck immer neue Features wichtiger sind als Qualität – dann kann keine noch so ausgefeilte Architektur diese Probleme lösen. Stattdessen braucht es den klaren Fokus auf sauberen Code, regelmäßige Pflege der bestehenden Systeme und kontinuierliche Weiterbildung der Teams.

Community erleben
Neben den Vorträgen sorgte das Orgateam für lokale Akzente – von traditioneller Musik bei der Eröffnung bis zur Ruby Safari am Samstag, bei der sich die Teilnehmenden in Gruppen durch Viana do Castelo führen ließen. Ein schöner Abschluss, um Konferenz und Stadt zu verbinden.
Unser Eindruck: Die EuRuKo 2025 kombinierte technische Impulse mit wertvollen Denkanstößen zur Arbeitskultur – und unterstrich einmal mehr die Stärke der Ruby-Community: nahbar, offen und voller Ideen.
Fazit
Beide Konferenzen haben gezeigt: Die Ruby-Welt entwickelt sich konsequent weiter, sowohl auf Sprachebene als auch im Rails-Framework. Auf der einen Seite stehen neue Features für Offline-Nutzung, Background-Jobs und Performance in Rails, auf der anderen spannende Entwicklungen rund um AI-Workflows, Tooling und die Community im Ruby-Umfeld.
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